Kecskemét - ein Kulturzentrum, wo die Puszta direkt vor der Haustür liegt

Kecskemét – ein Kulturzentrum, wo die Puszta direkt vor der Haustür liegt

Die Stadt, die auf eine mehr als 600-jährige Geschichte zurückblicken kann, hat sich zum Wirtschafts-, Verwaltungs-, Bildungs- und Kulturzentrum der Region entwickelt.

Kecskemét liegt auf halbem Weg zwischen Donau und Theiß im Herzen der südlichen Tiefebene und ist von Wein- und Obstgärten umgeben.

Der landwirtschaftliche Reichtum von Kecskemét wurde klug genutzt, und heute kann sich die Stadt mit einer der schönsten Architekturen aller ungarischen Städte rühmen. Neben den farbenfrohen  Gebäuden im Jugendstil locken auch die Museen und der hervorragende Barackpálinka der Region. Der Nationalpark Kiskunság, die Puszta dieses Teils der Tiefebene, liegt direkt vor der Haustür. Für Tagesausflüge bieten sich Wanderungen in den sandigen Hügeln, eine Pferdeshow in Bugac oder ein Besuch auf einem der vielen Pferdehöfe der Region an.

Die heutige Komitatshauptstadt Kecskemét basiert auf einem Anfang des 13. Jh. um die Kirche herum entstandenen Dorf. Seit 1368 als Marktflecken beurkundet, blieb der Ort in der Zeit, wo die Türken in Ungarn herrschten, vor Zerstörungen verschont.

Die Stadt nutzte das freie Umland als Weideland, 1700 grasten auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern fast 30000 Rinder. Gleichzeitig blühten die  Handwerke, wo Leder und Fell verarbeitet wurde.

Man pflanzte jede Menge  Obstbäume, um den Sandboden vor der Erosion zu schützen. Es wurde vor allem Aprikosenbäume, die Basis des weltweit berühmten Aprikosenpálinka, gepflanzt.

Kecskemét ist auch die Heimatstadt des Dramatikers Katona József und des weltberühmten Komponisten, Musikwissenschaftlers, Musiklehrers und Volksmusikforschers Kodály Zoltán. Er gründete die erste Musikgrundschule des Landes in Kecskemét, die seinen Namen trägt und zusammen mit dem Kodály Zoltán Institut für Musikpädagogik weltberühmt ist.

Das schöne Stadtzentrum ist durch ein Netz von Plätzen miteinander verbunden. Einer der schönsten Plätze ist der Kossuth-Platz, auf dem sich das älteste Gebäude der Stadt befindet: die Franziskanerkirche. Das schöne Rathaus, das von dem Architekten Lechner Ödön entworfen wurde, steht gegenüber der Statue des Namensgebers, die zwischen 1893-97 zu Ehren des Millenniums errichtet wurde.

Die Franziskanerkirche verkörpert die Gotik des 15. Jh. Die reformierte Kirche und die barocke Kirche, das klassizistische Gotteshaus der Griechisch-Orthodoxen, die spätbarocke Große Kirche (Nagytemplom) , die von  Ybl Miklós entworfene romantische evangelische Kirche  sowie die maurisch-romantische Synagoge (heute Haus der Wissenschaft und Technik) zeugen von der Schaffensfreude der Jahrhunderte.

Das auffallendste Gebäude ist das 1896 nach den Plänen von Lechner Ödön und Partos Gyula fertiggestellte Rathaus  am Kossuth Platz – ein zu Stein gewordener Ausdruck des im 19. Jh. erwachten Nationalgefühls.

Das sandfarbene Rathaus hat einen Staffelgiebel.  Mit einer Mischung aus Jugendstil/Sezessionismus und volkstümlichen Elementen schuf Lechner einen einzigartigen ungarischen Stil. Die Fliesen an der Außenseite stammen aus der berühmten Zsolnay-Porzellanfabrik in Pécs, und das Glockenspiel spielt Werke von Erkel Ferenc, Kodály, Mozart, Händel und Beethoven. Sein Prunksaal ist mit historischen Bildern von Székely Bertalan  ausgestattet. Der gespaltene Stein vor dem Rathaus gedenkt des Dramatikers Katona József, der an dieser Stelle einem Herzinfarkt erlag,

Die Erneuerung des Rathauses ist in vollem Gange. Die Renovierung des Rathauses wird bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, 97 % der Arbeiten sind bereits erledigt (Stand: Oktober 2022)

Im Jahr 2022, nach der Renovierung des Rathauses, wurde die mehr als zwei Meter hohe Spitzenverzierung, die von den Einwohnern von Kecskemét Árpádka (Kleiner Árpád) getaufte Statue, auf ihrem höchsten Punkt aufgestellt.

Die fast zweihundert Zinnverzierungen des Rathauses wurden in der Werkstatt von Lajos Pálfi, einem Zinngießer aus Hódmezővásárhely, renoviert. Darunter befand sich auch die Statue, die von den Bewohnern von Kecskemét Árpádka genannt wird,

Die 227 cm hohe Statue musste renoviert werden, da die Brust voller Löcher war und die Stiefel und der Streitkolben buchstäblich von den eisernen Zähnen der Zeit zerfressen worden waren. Die fehlenden Teile wurden ersetzt, die Struktur wurde stabilisiert und eine Schulterstütze wurde in die Statue eingeschweißt.

Die Statue wurde 1894 auf dem höchsten Punkt des Rathauses aufgestellt. Der Árpád-Kult war in Kecskemét sehr wichtig, da die Stadt zwei mit der Eroberung Ungarns verbundene Güter besaß. Eine befand sich in Alpárpuszta, die andere in der Ópusztaszer Gegend. Das Gebäude des Rathauses ist auch durch seinen historisierenden Inhalt gekennzeichnet, so dass es für die Einwohner von Kecskemét damals selbstverständlich war, dass die Statue Árpád darstellen sollte. Diesmal aber irrten sie sich: Lechner, der die europäischen Architekturtraditionen gut kannte, arbeitete nach ausländischen Vorbildern.

Beim Entwurf des Rathauses konnte sich Lechner nicht an den im Süden so erfolgreichen Turmbauten orientieren, denn dort stand bereits die Große Kirche, was eine Art Konkurrenz bedeutet hätte. Deshalb entschied sich der Architekt für einen hohen Giebel. Nach deutschem Vorbild bedeutete dies auch, dass am Giebel ein Ritter der Stadt, der sogenannte Rathausmann, angebracht wurde. Der Volksmund erkannte diese Tradition jedoch nicht an, und so wurde beschlossen, dass es, wenn es schon nicht Árpád heißen konnte, “Árpádka” heißen sollte.

Gegenüber vom Rathaus erhebt sich mit der Franziskanerkirche  eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Links neben der mehrfach umgestalteten und erweiterten Kirche befinden sich die Fundamente der noch älteren Michaelskapelle. Benachbart liegt das ehemalige Kloster,ein Barockbau von 1736. Es beherbergt seit 1975 das Kodály Zoltán Institut für Musikpädagogik (Zenepedagógiai Intézet). Im Erdgeschoss ist dem großen Musiker und Komponisten, der sich auch als hervorragender Musikpädagoge einen Namen gemacht hat, eine Ausstellung gewidmet.

Direkt neben der Franziskanerkirche steht in einem kleinen Garten die Reformierte Kirche, die einzige Kirche, die während der Türkenherrschaft auf erobertem Gebiet gebaut werden durfte.

Dort, wo der Kossuth Platz in den Széchenyi Platz übergeht, liegt der Zopfstilbau der katholischen Großen Kirche (Nagytemplom) –  mit 73 m das höchste Gebäude der Tiefebene.

100 m weiter steht die klassizistische, für griechische Händler 1829 von Boldizsár Fischer erbaute Griechisch-orthodoxe Kirche mit schöner Ikonostase. Nebenan wurde ein kleines Ikonen-Museum eingerichtet. Über den Szabadság Platz, der einem Park ähnelt, gelangt man zum Neuen Kollegium einem burgschlossartigen, auf die siebenbürgische Volksarchitektur verweisenden Gebäude von 1913. In dem Monumentalbau sind u.a. Musikschulen, ein Gymnasium und das reformierte Ráday-Kirchenkunst-Museum untergebracht.

Der auf der anderen Straßenseite stehende Cifrapalota ist das Schmuckstück der Stadt. Márkus Géza, ein Schüler von Lechner Ödön, entwarf den Jugendstilbau um 1902 als Geschäft und Wohnhaus. Bemerkenswert sind die feinen Details. Die Jugendstilelemente sind der ungarischen Stickkunst entlehnt, während die an Backwerk erinnernden Schornsteine den orientalischen Einfluss von 150 Jahren osmanischer Herrschaft aufgreifen.

Kecskemét ist heute  eine Stadt der Museen und öffentlichen Sammlungen, wie sie nur hier zu finden sind.

Heute befinden sich hier die Räume die Kecskeméter Bildergalerie (Képtár), die einen hervorragenden Querschnitt durch die ungarische Malerei des 19./20. Jh. präsentiert. Der meisterhafte Jugendstil-Ornamentpalast aus dem Jahr 1902 ist mit bunten Majolika-Kacheln verziert. Der Palast beherbergt den Cifrapalota-Ausstellungsraum, der eine große und bedeutende Sammlung ungarischer Kunst aus dem 19. und 20. Jahrhunderts. Besuchen Sie aber vor allem den treffend benannten Dekorativen Saal mit seinem erstaunlichen Stuckpfau, den sezessionistischen Fenstern und den farbenfrohen Fliesen.

Im Festsaal werden in Wechselausstellungen u.a. auch junge Künstler wie Imre A. Varga, Viola Boros und die Gruppe Hid 2000 vorgestellt. Direkt gegenüber liegt das blendend weiße Gebäude der Synagoge, 1871 nach Entwürfen von Johann Zitterbarth im maurischen Stil erbaut. Es beherbergt heute das Haus der Technik und die Michelangelo-Galerie mit Kopien des  Meisters der  italienischen Renaissance.

Das in einem Park gelegene Katona József Museum zeigt Ausstellungen zu Archäologie, Ortsgeschichte und Ethnografie.

International bekannt in der Fotoszene ist das 1990 in einer ehemaligen Synagoge gegründete Ungarisches Museum für Fotografie. Die Sammlung wird in Wechselausstellungen präsentiert; dazu gehören Arbeiten bedeutender Fotografen wie Andre Kertész, Brassai und Moholy-Nagy László. Mehr als rein dokumentarischen Wert haben auch die Aufnahmen Unbekannter, die Menschen und ihre Lebensumstände seit 1850 zeigen.

Für Interessierte sind die Volkskunst-Sammlung im Gebäude einer 200 Jahre alten Brauerei, das Museum für Naive Kunst und die Leskowsky  Sammlung ein Muss.

Das Arboretum von Kecskemét liegt etwa 3 km vom Zentrum entfernt und beherbergt auf 62 Hektar verschiedene Pflanzenarten und geschützte Arten.
Der Park hat eine religiöse Tradition: Seit 1713 ist er ein Wallfahrtsort, zu dem die Gläubigen jedes Jahr zu einer denkmalgeschützten, Maria gewidmeten Kapelle pilgern, die offiziell als Kapelle Mariä Heimsuchung bekannt ist.

 

 

 

 

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