Radausflug am Neusiedler See

Diese kleine Westspitze des Landes um die „teueste Stadt“ Sopron herum vibriert förmlich vor Geschichte.

 

Wenn man in dieser Gegend auf zwei Rädern unterwegs ist, kann man nicht nur die Landschaft genießen, sondern auch richtige Bauschätze entdecken, wie etwa das Schloss Eszterházy, die weiß gestrichenen Häuser im Freilichtmuseum Fertőszéplak oder den Zsolnay-Trinkbrunnen in Balf.

Der Radweg um den Neusiedler See, wie der See auch, liegt überwiegend auf österreichischem Staatsgebiet, so kann man ihn wegen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Situation momentan nicht umrunden. Die ungarische Strecke lockt aber auch mit idyllischen Wegen, die an herrlichen Baudenkmälern vorbeiführen.

Das UNESCO-Welterbe Schloss Eszterházy in Fertőd ist das größte und prunkvollste Rokokoschloss Ungarns – ein absolutes Must-See, eine kleine Zeitreise ins 18. Jahrhundert.

Fürst Miklós Esterházy hatte nach dem Tod seines Bruders die Gelegenheit und vor allem das Vermögen, das kleine Jagdschloss, das an der Stelle des heutigen Schlosses stand, umbauen zu lassen. Ab 1763 wurde die eher bescheidene Residenz mit ihren 20 Räumlichkeiten mitten im Sumpfland zu der großen, prachtvollen Sommerresidenz umgebaut, die wir heute noch bewundern können. Bei den umfänglichen Bauarbeiten hat der Fürst nicht nur das größte Rokoko-Schlosskomplex Ungarns erschaffen und die 126 Zimmer und Suiten mit aufwendigen Möbeln und schillernder Innenausstattung versehen, und dabei Kunst-, Kultur- und Theaterliebhaber seiner Zeit in Staunen versetzt, sondern sich auch den Beinamen „der Prachtliebende“ erworben.

Heute sind das prächtige Schlossgebäude und die geometrisch angelegte Parkanlage definitiv einen Besuch wert. Bis Ende 2022 läuft hier ein groß angelegtes touristisches Förderungsprojekt, wofür insgesamt 4,2 Milliarden HUF, zum Teil aus Unionsgeldern, zum Teil aus heimischen Quellen bereitgestellt wurde. Von dem Projekt erhofft man sich den Anstieg der in- und ausländischen Besucherzahlen, die langfristige Wahrung des historischen Erbes sowie die Verringerung des saisonalen Charakters der touristischen Nachfrage.

Knappe 3 Kilometer entfernt liegt Fertőszéplak, das nächste Ziel einer tollen Radtour. Die Ortschaft ist seit 1993 Teil des Fertő-Hanság Nationalparks, der zusammen mit dem österreichischen Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel die grenzüberschreitende Kulturlandschaft  um den malerischen Steppensee herum zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde. Die nördlich gelegenen Feuchtwiesen und Salzlacken bieten Lebensraum für geschützte Tier- und Pflanzenarten.

Auch Fertőszéplak (was in etwa „schöne Residenz am Neusiedler See“ heißt) hatte einst ein Schloss – das Gebäude mit den beiden rechtwinklig angesetzten Flügeln steht direkt gegenüber der Kirche. Das Freilichtmuseum bietet nicht nur einen Einblick in die bäuerliche Vergangenheit des Dorfes, sondern auch eine einmalige Begegnung mit den Gegenständen und der Lebensweise der Dorfbewohner.

Weiter geht’s nach Hegykő – das einstige Fischerdorf lockt heute mit einem Thermalbad, dessen schwefelhaltiges Heilwasser bestens für therapeutische Zwecke bei Erkrankungen des Bewegungsapparates ist. Momentan zwar geschlossen, aber die sechs Außenbecken bieten an warmen Sommertagen eine angenehme Auffrischung.

Nagycenk kann man auch gerne ansteuern. Die Großgemeinde, einst Gut der Familie Széchenyi, die eine vielfach prägende historische Wirkung hatte, liegt unmittelbar an der Grenze zu Österreich, gegenüber der burgenländischer Ortschaft Deutschkreuz. Das barocke Herrenhaus der Familie, das im 19. Jahrhundert zum Schloss umgebaut wurde, ist seit 2016 eine nationale Gedenkstätte.

 

Wenn man bei Fertőboz wieder den Radweg nimmt, lohnt es sich, an der Gloriette einen nächsten Stopp einzulegen. Palatin József, Heerführer der Adeligen, hatte während der Napoleonischen Kriege um 1800 Ferenc Széchenyi des öfteren einen Besuch in Nagycenk abgestattet. Sie ritten oft gemeinsam aus, und hielten auf dem Landrücken bei Boz, um sich an dem traumhaften Panorama der Fertő-Landschaft zu ergötzen. Um dieser Ausritten zu gedenken, ließ Ferenc Széchenyi 1802 an dieser Stelle den klassizistischen Aussichtsturm errichten.

Eine der bedeutendsten Ortschaften dieser historisch beeindruckenden und landschaftlich faszinierenden Region ist das etwa 4 Kilometer entfernte Balf. Balf ist auch Teil des Weinbaugebietes Sopron und zugleich die Verlängerung der Burgenländer Weinregionen Lajta-Gebirge und Rust-Neusiedlersee.

Wer schon mal auf zwei Rädern um den Neusiedler See unterwegs war, dem könnte Balf als ungarischer Startpunkt des 125 Kilometer langen Radweges bekannt sein. In der Nähe der Mineralwasserabfüllanlage am nördlichen Rand der Siedlung findet man einen Trinkbrunnen, wo man sich direkt mit frieschem Mineralwasser bedienen kann.

 

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