Die evangelische Kirche in Szolnok, eine genaue Kopie der Schlosskirche in Wittenberg, wurde am 30. Oktober 1932 geweiht.

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Szolnok nur wenige evangelische Einwohner. Nach dem Vertrag von Trianon kamen jedoch Hunderte von lutherischen Flüchtlingen in die Stadt, und in den 1920er Jahren wurde eine eigenständige lutherische Gemeinde gegründet. Da sie keine eigene Kirche besaßen, hielten sie ihre Gottesdienste zunächst in der Grundschule am Sípos-Platz und später im Kunstsaal des Ferenc-Verseghy-Gymnasiums ab.

Im Jahre 1928 wurde ein Kirchenbaukomitee gegründet, das eine örtliche und landesweite Sammlung einleitete. Ende 1931 erhielt die Gemeinde von der Stadt ein Grundstück, und die landesweite Sammlung brachte eine beträchtliche Summe ein. 1931 wurde Lajos Viszkok (Vető) zum ständigen Pfarrer ernannt und die selbständige Missionsgemeinde gegründet.

Für den Entwurf des Kirchengebäudes wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Von den eingereichten Entwürfen fand der des Budapester Architekten Ernő Gerey die Zustimmung der Gemeindemitglieder. Als Vorbild diente die Schlosskirche in Wittenberg, einem wichtigen Ort der lutherischen Reformation. Daran erinnern der runde, gotische, kronenförmige Kuppelturm an der Spitze, der Haupteingang, eine Nachbildung der sogenannten Thesentür der Schlosskirche, an die Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen nagelte. Außerdem die Strebepfeiler, der Zaun und im Kircheninneren der Altar, die Empore, die Kronleuchter und die Kirchenbänke.

Die Kirche wurde am Reformationstag 1932 geweiht. Das ursprüngliche Altarbild des Künstlers Béla Vidovszky wurde von einer Statue in der Schlosskirche inspiriert. Leider ist dieses Gemälde verloren gegangen, wahrscheinlich wurde es beschädigt und ersetzt. Das vorliegende Werk, das an die berühmte Trilogie von Munkácsy erinnert, stellt Jesus vor Pilatus dar und ist das Werk eines unbekannten Künstlers.

Die Jahre des Zweiten Weltkrieges und der Versuch, das kirchliche Leben unmöglich zu machen, haben der Gemeinde schwer zugesetzt. Ständige finanzielle Ungewissheit und magere Jahre ließen die Kirche und die Gemeindegebäude so sehr verfallen, dass sofort mit Renovierungsarbeiten begonnen werden musste. Für die Renovierung erhielt die Gemeinde nationale kirchliche, städtische und ausländische Hilfe. Im Juli 2001 wurde die Kirche wieder eingeweiht.